Der Demografie-Prozess im Werra-Meißner-Kreis - Rückblick auf eine intensive Arbeit für die Entwicklung der Region

Berkatal, den 11. 10. 2021

Pressemitteilung

Eschwege, den 11. Oktober 2021

 

Der Demografie-Prozess im Werra-Meißner-Kreis - Rückblick auf eine intensive Arbeit für die Entwicklung der Region

 

Der Startschuss für die Auseinandersetzung mit den Folgen des Demografischen Wandels in unserer Region erfolgte mit dem ersten Regionalforum im Jahr 2004. Unter dem Titel „Schreckgespenst demografischer Wandel im ländlichen Raum“ ging es darum erste Ansätze zur Bewältigung und Steuerung der Veränderungen zu entwickeln. Erreicht werden sollte unter anderem ein abgestimmtes Handeln im Kreis. Dazu wurden die Arbeitsgruppen Regionalentwicklung, Wirtschaft und Politik gegründet.

 

„In der Verwaltung des Werra-Meißner-Kreises wurde dann nach meinem Amtsantritt im Oktober 2006 der Stab Demografie eingerichtet. In diesem Stab waren alle Fachbereiche der Verwaltung vertreten, deren Tätigkeiten sich auf die demografische Entwicklung im Kreis auswirken. In den Sitzungen des Stabs bzw. in der “AG Denkfabrik” wurden Projekte entwickelt, die in der Verwaltung umgesetzt wurden. Im Jahr 2014 wurde der Stab Demografie als Fachdienst Demografie, Dorf- und Regionalentwicklung in den Fachbereich 6 integriert“, berichtet Landrat Stefan Reuß.

 

Der erste Praxisbericht aus dem Kreis mit dem Titel „Den demografischen Wandel gestalten“ erschien 2008 und stellte bereits eine umfangreiche Zahl an konkreten Projekten vor:

 

  • Vortragsreihe Demografie (später von AG Denkfabrik gestaltet)
  • Familiennetz
  • Seniorennetz
  • Jugendnetz
  • Bürgerstiftung
  • Kulturakademie
  • Demografie im Dialog
  • Modellhaftes Leerstands- und Baulückenkataster am Beispiel von Gertenbach und Unterrieden
  • 3 in 1 Praxisjahr
  • Mehrgenerationenhaus ESW
  • Gebundener Ganztagsschulzweig der Alexander-von-Humboldt-Schule

 

Ergänzt wurden diese ersten Projekte um eine Reihe von Fachvorträgen und Regionalforen. Diese richten sich an das Fachpublikum und die Kommunalpolitik, um über die unterschiedlichen Themen, die den demografischen Wandel betreffen, zu informieren.

 

Der Fachvortrag findet stets im Frühjahr statt und verfolgt das Ziel Entscheidungsträger zu sensibilisieren und Veränderungen zugunsten der Region anzuregen. Der Fachvortrag fördert einen breit angelegten Diskussionsprozess im Werra-Meißner-Kreis und liefert inhaltlichen Input zu verschiedenen Schwerpunktthemen wie Energie, Mobilität oder Gesundheitsversorgung. Ergänzt wird die Vortragsreihe durch das jährlich stattfindende Regionalforum, welches meist das Oberthema vom Fachvortrag aufgreift und weiter vertieft. Der Schwerpunkt liegt bei beiden Veranstaltungen auf den Auswirkungen des demografischen Wandels im ländlichen Raum. Es wird besprochen, wie den Entwicklungen entgegengesteuert werden kann und wie mit diesen umzugehen ist. Zu den Regionalforen werden alle Bürgermeister*innen, Stadträt*innen, Gemeindevorstände, Gemeindevertreter*innen, Stadtverordnete sowie kulturell, sozial, bildungspolitisch und anderweitig engagierte Menschen eingeladen. Mittlerweile beläuft sich die Anzahl der Einladungen auf über 1.000 Personen. Zudem dürfen alle darüber hinaus Interessierten teilnehmen. Bisher haben 9 Fachvorträge und 12 Regionalforen stattgefunden.

 

„Durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Demografischer Wandel gelang es auch in den Jahren 2009 und 2010 am vom Bund geförderten Modellvorhaben „Demografischer Wandel – Region schafft Zukunft“ teilzunehmen. Dabei wurde aufgezeigt, wie sich eine Region den Herausforderungen des demografischen Wandels stellen kann, und welche Strategien zum Erfolg führen. Das Modellprojekt „Region schafft Zukunft“, war der Auftakt für eine Bewegung, die die vorhandene Vernetzungsstrukturen erweiterte und zu einem neuen Selbstverständnis sowie einer Zukunftsvision für den WMK führte“, stellt Reuß weiter dar.

 

So gelang es 25 Projekte mit einem Fördervolumen von 870.000 € und ca. 4 Mio. € Investitionsvolumen zu realisieren. Dies gelang durch eine intensive und engagierte Zusammenarbeit von Verwaltung, Kommunalpolitik, Vereinen, Verbänden, Bürgerinnen und Bürgern. Inklusive einer umfänglichen Bürgerbeteiligung durch Wettbewerbe. So konnten die Menschen vor Ort beim Thema demografischer Wandel mitgenommen werden.

 

Im Ergebnis erschien nicht nur der Masterplan Daseinsvorsorge sondern es gelang auch eine Verstetigung des Projekts „Region hat Zukunft“ durch die jährliche Bereitstellung von Kreismitteln.

 

Auf dieser erfolgreichen Basis fußte schließlich auch das Folgeprojekt: Das Modellvorhaben „Land(auf)Schwung“ wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft initiiert. Ziel war es, ausgewählte Regionen bei der Umsetzung von kreativen Lösungsansätzen zur Bewältigung von regional-spezifischen Herausforderungen zu unterstützen. Diese sollten den zentralen Bereichen der Daseinsvorsorge angehören sowie zur Stärkung der Wirtschaftskraft beitragen.

„Der Werra-Meißner-Kreis konnte mit seiner Bewerbung überzeugen und gehörte zu den dreizehn ausgewählten Regionen, die über die Projektlaufzeit Fördermittel erhielten. Dabei haben wir uns auf zwei für unsere Region wichtige Themen konzentriert: „Wirtschaft stärken“ und „Bildung ausbauen“. Im Ergebnis gelang es so, 58 Projekte mit einem  Fördervolumen von  2,4 Mio. € und einem Investitionsvolumen in Höhe von 3,2 Mio. € zu realisieren“, bilanziert der Landrat.

Auch theoretisch wurde das Thema weiter aufbereitet so erschienen 2009 und 2011 Demografieberichte unter dem Titel „Den demografischen Wandel gestalten“.

 

„Bis heute ist es so gelungen, als Reaktion auf den demografischen Wandel, zukunftsfähige und integrierte Versorgungs- und Unterstützungsstrukturen zu schaffen. Dabei sind Ehrenamt und Vereine eine wichtige Stütze des Gemeinwohls, sie bilden Identität und interpretieren sie neu. Sie stützen die soziale Infrastruktur in den Dörfern und fangen Lücken und Defizite auf. Mit Hilfe einer sozialen Infrastruktur in Form von sozialen Netzwerken, Verantwortungsgemeinschaften, lebendigen Nachbarschaften und anderen lokalen Gemeinschaften als Gestaltungspartnern sind Investitionen in soziale Infrastruktur tragfähig. Gut vernetzte Akteure im ländlichen Raum sind Kristallisationspunkte für schnelles Handeln, verlässliche Arbeitsebenen und für tatsächlich relevante Projekte in unserer Region. Wichtige Zukunftsthemen werden mit der Bevölkerung besprochen bzw. von ihr angeschoben. Wir sind stolz darauf, dass in unserem Kreis das Thema Demografischer Wandel kein Schreckensgespenst geworden ist, sondern eine Herausforderung die wir angenommen und zu gestalten gelernt haben. Alle Prognosen, die uns durch externe Gutachter gestellt wurden, wie zum Beispiel der HessenAgentur oder Bertelsmann-Stiftung, sind nicht so eingetreten. Dass wir heute, entgegen der Prognose noch über 100.000 Einwohner vorweisen können, ist ein Beweis dafür, wie man gestalten, statt verwalten kann,“ stellt Stefan Reuß abschließend fest.

 

Anbei eine nur stellvertretende kleine Auswahl von Projekten, die realisiert werden konnten:

 

  • Dorfläden (Tegut-Lädchen in Gertenbach, Abterode, Niederhone, Eschwege, Frankershausen

 

  • Markttreff Datterode, Röhrda

 

  • Nahversorgung in der Stadt – ökologisch und regional mit Bürgerraum

 

  • Mobilfalt

 

  • Bürgerbus im Ringgau, demnächst auch Sontra

 

  • Medibus – die rollende Arztpraxis

 

  • „Lebendige Dorfmitte für Jung und Alt“, Meißner-Germerode

 

  • Gemeindeverwaltung mit Bürgerraum Neu-Eichenberg

 

  • Omnibus, die Freiwilligenagentur

 

  • Freiwilligentag

 

  • Schloss Ermschwerd „Haus der Generationen“

 

  • MedienWerk Werra-Meißner

 

  • Mehrgenerationenaus Weidenhausen

 

 

Bild zur Meldung: Der Demografie-Prozess im Werra-Meißner-Kreis - Rückblick auf eine intensive Arbeit für die Entwicklung der Region